Jahresbericht 2024

femail - Verein für Frauenberatung und zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit

Die Angebote des Vereins umfassen Informations- und Beratungsleistungen für Frauen in Form von Einzelkontakten und Veranstaltungen sowie Vernetzungs- und Wissensarbeit zu Themen der Gleichstellung und Unterstützung von Frauen für Organisationen und Fachpersonen.

2024 wurde durch eine erhebliche Budgetaufstockung des Bundeskanzleramts und der Anwerbung von großen Projekten das Leistungsangebot deutlich erweitert. Dies spiegelt sich in den Leistungszahlen wider:

*Einzelkontakte Bürgerinnen 3.336 (+ 1093 zum Vorjahr)

*175 Veranstaltungen mit 2.609 Kontakten (Kontaktzahl im Vergleich zu 2023 verdoppelt!)

*Teilnahme an 221 Vernetzungsterminen mit 1140 Kontakten.

Neue Angebote im Jahr 2024 waren insbesondere die Projekte femail+ für Frauen ab 60 (wöchentlicher Frauentreff, Peerausbildung und Peercoaching; Finanzierung: BKA, Stadt Feldkirch, Marktgemeinde Nenzing) sowie INVVO – Informiert Verhüten in Vorarlberg (psychosoziale Verhütungsberatung und kostenfreie Verhütung; Finanzierung: BMSGPK). Insgesamt leistete das femail-Team 2024 7.085 Kontakte (2023: 4.594).

Team und Finanzierung

Im Jahr 2024 konnten 3 neue Mitarbeiterinnen ins femail Team geholt werden:

Mirjam Ströhle für die Bereiche Frauenservice, Außenstellen und Muttersprachliche Information und Beratung.

Andrea Hechenberger-Schwarz und Melanie Matt für das Projekt INVVO – Informiert Verhüten in Vorarlberg.

Damit arbeiten ab Oktober 2024 im femail 10 Frauen auf 5,8 Vollzeitäquivalenten. In etwa ¼ des Beschäftigungsvolumens ist 2024 projektfinanziert.

Insgesamt ist das gesamte Leistungsspektrum von femail aus finanzieller Sicht durch jährliche Beantragung bei unterschiedlichen fördergebenden Stellen getragen:

  • Amt der Vorarlberger Landesregierung
  • Frauenministerin (2024 noch BKA ab 2025 BMFWF)
  • Sozial- und Gesundheitsministerium
  • ESF und Erasmus+

Wir bedanken uns für die Unterstützung der Tätigkeit von femail!

Die Arbeit im Vorstand

Im Jahr 2024 wurde nicht nur der Vorstand erneuert und die Vorsitzende der Generalversammlung nach der Landtagswahl neu bestellt. Der Verein hat im Jahr 2024 nach einem längeren Prozess die Statuten grundlegend überarbeitet und auch den Vereinsnamen verändert.

„femail“ – Verein für Frauenberatung und zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit rückt die Frauenberatung als Kernaufgabe zur Erfüllung des Vereinszwecks in den Mittelpunkt:

Wir richten unser professionelles Handeln zentral auf die Verbesserung der Situation von Frauen und die Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit in Vorarlberg aus. Frauenberatung, Bewusstseinsbildung und Information zu frauen- und gleichstellungsorientierten Themen und Geschlechterstereotypen in Fachkreisen und der breiten Öffentlichkeit sowie Wissens- und Kompetenzsaufbau zu den genannten Themen sind dazu die wesentlichen Instrumente, die uns als Verein zur Verfügung stehen.

Frauenberatung

Frauen- und Mädchenberatung ist eine eigenständige Angebotsform, um strukturelle Benachteiligungen von Frauen in gewisser Weise auszugleichen. femail leistet damit, neben vielen weiteren Frauen- und Mädchenberatungsstellen in Österreich einen Beitrag zur Aufhebung der gesellschaftlichen, strukturellen und/oder rechtlichen Benachteiligung von Frauen und Mädchen im Sinne der UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau, BGBl. 443/1982.

Als Frauenberatungsstelle orientieren wir uns an den Qualitätsstandards des Netzwerks für Frauen- und Mädchenberatungsstellen.

Qualifizierte Mitarbeiterinnen die über Kenntnisse zu patriarchalen Machtverhältnissen, den unterschiedlichen Ebenen frauenspezifischer Diskriminierung und Intersektionalität verfügen und die Lebenssituation und Sozialisation von Frauen als Rahmen für Möglichkeiten und Grenzen in der Beratung immer im Blick haben zeichnen uns aus. Die „Gemeinsame Betroffenheit“ ist darüber hinaus ein konzeptuelles Kernmerkmal der Frauenberatung wie die Parteilichkeit sowie die Ressourcen- und Lösungsorientierung.

Für uns im femail bedeutet das vor allem auch, dass wir keine komplexen Beratungsverläufe mit unseren Kundinnen planen, sondern den Fokus immer auf die Beantwortung der Fragen in der konkreten Beratung legen. Gleichzeitig bleiben wir für Frauen natürlich immer ansprechbar, wenn es im Verlauf des Lebens zu weiteren Fragen kommt.

femail zeichnet aus, dass wir erkennen, wenn es begleitende Unterstützung braucht und die ratsuchenden Frauen dann an weiterführende Anlaufstellen in Vorarlberg verweisen/vermitteln.

Im Bereich der Frauengesundheit können wir außerdem mehrere, aufeinander aufbauende Termine bei der klinischen Psychologin anbieten.

Highlights aus dem Jahr 2024

Frauenservice

Selbstverteidigungskurs

Projekt Erasmus + Fachaustausch mit dem Team von Familie & Beruf e.V., Altenkirchen (D)

Der Selbstverteidigungskurs, den das femail 2x jährlich anbietet, ist ein sehr erfolgreiches Format. In einer relativ kleinen Gruppe lernen die Teilnehmerinnen in kompakten drei Stunden von Eva Kathrein die wichtigsten Tipps und Tricks zu: Konfliktbewältigung, Kommunikation und Verhalten in Gefahrensituationen, Angstbewältigung / Antimobbingtraining, rechtzeitigem Erkennen und Vermeiden von Gefahrensituationen, wirkungsvolle und realistische Verteidigungstechniken sowie Hinweise zur rechtlichen Seite der Selbstverteidigung.

Im Jahr 2024 setzten wir gemeinsam mit den tollen Kolleginnen von Familie & Beruf e.V. als Altenkirchen im Westerwald eine Erasmus + Partnerschaft um. Das Projekt Women Empowerment ermöglichte uns 3 gegenseitige Besuche der Teams, bei denen wir nicht nur fachliche Konzepte austauschten, sondern vor allem auch ein gemeinsames Konzept für einen Online-Workshop umsetzten. Frauen in Europa, das sind wir alle!

 

Außenstelle Lustenau

2024 starteten wir in der Außenstelle Lustenau mit erweiterten Öffnungszeiten: seither ist das femail Team mit Cigdem Gökmen-Erden und Mirjam Ströhle am Donnerstag und Freitag in Lustenau vor Ort. Außerdem wurde das Workshop-Angebot erstmalig von Feldkirch auf Lustenau erweitert. Die Marktgemeinde Lustenau stellt femail gegen einen Beitrag zur Abdeckung der Betriebskosten seit 2015 Räumlichkeiten für den Betrieb der Außenstelle zur Verfügung. Im Jahr 2024 wurden die Öffnungszeiten erweitert, was sich auch in den Kontaktzahlen bemerkbar macht: 2023 waren es 186 Kontakte, im Jahr 2024 362 Einzelkontakte und 4 Veranstaltung mit insgesamt 86 Kontakten.

Quartiersfeier am neuen Standort von femail in Lustenau

Auszug aus der Presseinformation zur Quartiersfeier: "Lustenau hat eine neue Adresse für die fachkundige Beratung und Begleitung von Eltern, Schwangeren, Kindern und Jugendlichen und Frauen: In der Holzstraße 8 sind die Elternberatung, eine neue Hebammenordination, die Schulsozialarbeit und die Informations- und Servicestelle für Frauen „femail“ unter einem Dach vereint. Gemeinsam mit dem benachbarten Eltern-Kind-Zentrum, dem Café Dilara und dem betreuten Wohnen bilden sie einen neuen Treffpunkt am Pfarrweg."

Außenstelle Bludenz

Lesung mit Franziska Schutzbach

Im November 2024 veranstalte femail im gut gefüllten Sonnenbergsaal in Nüziders eine weitere Lesung mit Dr.in Franziska Schutzbach

Sie ist promovierte Geschlechterforscherin, Soziologin, Dozentin und Moderatorin. Themen zu denen sie arbeitet sind: Sorgearbeit und Vereinbarkeit, geschlechtsspezifische Gewalt, Misogynie und Antifeminismus, Rassismus, reproduktive Gesundheit und Rechte. Sie ist darüber hinaus Geschäftsleiterin von FEM WISS – dem Verein Feministische Wissenschaft Schweiz, Mitglied der Gleichstellungskommission Basel-Stadt und Veranstalterin des monatlichen feministischen Salon in Basel.

 Die Gruppe für Alleinerzieherinnen fand im Jahr 2024 in Bludenz statt. Dieses, gemeinsam mit dem EFZ durchgeführte Angebot hat sich als wichtiger Anker für Alleinerzieherinnen etabliert. 

Muttersprachliche Information und Beratung

8. Frauengesundheitstag Vorarlberg

Der 8. Frauengesundheitstag beschäftigte sich mit der sexuellen und reproduktiven Gesundheit von Frauen. Neben dem Sicherstellen einer adäquaten Versorgung während einer Schwangerschaft zählen dazu vor allem Aspekte wie barrierefreier Zugang zu Verhütungsmitteln, Prävention von sexuell übertragbaren Erkrankungen, aber auch sexuelle Zufriedenheit, Wohlbefinden und Selbstbestimmung.

Die IG Geburtskultur lud zum Erzählcafe zum Thema Verhütung ein und mit Primaria Barbara Maier konnten wir eine rennomierte Expertin der Frauengesundheit für den Key-Note-Vortrag gewinnen. Erstmalig fand der Frauengesundheitstag mit Gebärdensprachdolmetsch statt. femail ist stetig bemüht die Barrieren zur Nutzung der Angebote zu reduzieren.

Fachstelle Frauengesundheit

Die meisten Beratungen in der Fachstelle Frauen-Gesundheit waren im Bereich der psychischen Gesundheit (31%). 11% der Beratungen betrafen die sexuelle Gesundheit – eine deutliche Auswirkung des Projektes INVVO. In 9% der Beratungen ging es um körperliche Erkrankungen, oft im Zusammenhang mit Schwierigkeiten in der Berufsausübung (7%). Ebenfalls 7% der Gespräche behandelten Schwierigkeiten in der Paarbeziehung. In jeweils 6% der Beratungen ging es um Schwierigkeiten mit der Kindererziehung oder um einen gesunden Lebensstil. Die Themen Selbstwert/Persönlichkeit/Rollenzufriedenheit, Endometriose sowie sonstige Informationen/Versand von Infofoldern zeigten sich mit jeweils 4%, Lebensgestaltung/Planung sowie Gewalterfahrungen mit jeweils 3%. Am wenigsten Beratungen fanden statt zu den Themen Stress/Mehrfachbelastung sowie Fragen zum Gesundheitssystem (jeweils2%) sowie Armut, Pension und Schwangerschaft/Geburt Mutterrolle (1%). 

Rollen im Wandel

Das Projekt Rollen im Wandel fand 2024 seinen Abschluss mit der Veranstaltung „Die perfekte Liste“. In diesem Projekt ermöglichte die Kooperation von femail, dem Theater am Saumarkt, dem Frauenmuseum Hittisau und Regio Vorarlberg ein überaus innovatives Format mit Improtheater, Vortrag der Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle und Publikumsdiskussion.

Aus dem Videoschnitt der Veranstaltung konnten Unterrichtsmaterialien gestaltet werden: 7 Kurzvideos mit Begleitheft für Lehrpersonen über repräsentative Gemeindepolitik in Vorarlberg:
https://www.regio-v.at/neuigkeiten/videos-repraesentative-gemeindepolitik/

Pioneers Vorarlberg

Eine ungewöhnliche Kooperation wurde uns von den Pioneers Vorarlberg ermöglicht. Am 18.10.2024 fand in Feldkirch das „Westderby“ zwischen Pioneers Vorarlberg und HC Innsbruck statt. Der Verein rief an diesem Abend die „Ladies-Night“ aus. femail wurde eingeladen sich als Anlaufstelle für Frauen zu präsentieren und wir erhielten eine Spende aus dem Erlös von speziellen Trikots iHv 2673,00 Euro. Vielen Dank für diese tolle Gelegenheit uns sichtbar zu machen und die finanzielle Unterstützung unserer Arbeit!

INVVO – Informiert verhüten in Vorarlberg

Vorarlberg ist Modellregion für ein Pilotprojekt des Gesundheitsministeriums:  Im Rahmen des Projektes erhalten Frauen und jugendliche Mädchen ab 14 Jahren in Vorarlberg kostenlosen Zugang zu Verhütungsberatung. Zudem sieht das Projektbudget die Kostenübernahme von Langzeit- sowie Kurzzeitverhütungsmitteln von bis 3.500 Frauen vor. Ziel des Projektes ist es, die Gesundheit von Frauen nachhaltig zu stärken und Daten für zukünftige Angebote zu erheben.

Hier gibt es alle Informationen zum Projekt: femail.at/invvo

 

femail+ - für Frauen ab 60

Das Projekt "femail+ für Frauen* ab 60" richtete sich an eine vielfältige Gruppe von Frauen* in der Altersklasse 60+, insbesondere in ländlichen Regionen. Ziel war es, die Gesundheit und Lebensqualität dieser Frauen zu stärken, indem geschlechtersensible Konzepte entwickelt werden. Umgesetzt wurde der Frauentreff am Katzenturm mit wöchentlicher Öffnung am Vormittag und 1x im Monat einem ergänzenden Impulsvortrag. Im ersten Quartal wurden 16 Peers in 18 Stunden ausgebildet, die ihr Wissen dann als Gastgeberinnen im Frauentreff weitergeben konnten. Im 2. Quartal wurden nochmals 16 Peers ausgebildet, die als Botschafterinnen ihrer Altersgruppe bereits mehrfach tätig waren: als Ausstellungsbegleiterinnen der Wanderausstellung von ProSenectute, als Testleserinnen einer neuen Website für pflegende Angehörige, als Workshop Teilnehmerinnen bei Future Health Lab zum Thema „Wege durch das Gesundheitssystem“, im Radio bei einer Livesendung, um sich für vielfältige Bilder des Alterns einzusetzen. Beide Botschafterinnen Gruppen haben sich selbst für einen raschen Austausch in Whatsapp Gruppen vernetzt. Das Projekt können wir als großen Erfolg bezeichnen. Darum haben wir uns auch entschieden das Angebot des Frauentreffs in das Regelangebot von femail zu übernehmen und für die Peers eine Supervisionsgruppe zu ermöglichen. Mag.a Gabriele Willy hat dieses Projekt als freie Mitarbeiterin überaus engagiert und kompetent gesteuert.

Hier einige Stimmen der Besucherinnen und Peers:

E.: " Die Peerausbildung war intensiv und hat mich gefördert und gefordert. Ich habe mich dadurch entwickelt. Der Frauentreff ist sehr produktiv. Einfühlsam, wenn du mit anderen Frauen sprichst, fühlst du dich mit deinen Themen nicht mehr so allein. Vor allem das Kontinuierliche ist total wichtig. Die Vorträge waren gigantisch, weiterbildend, das Wissen, das ich erweitern konnte, sehr positiv. Ich konnte ganz neue Frauen kennenlernen. Dass das femail als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung stehen und einen auffangen können, wenn man kommt. Auch die Nicht-Konsumationspflicht ist erleichternd - und ich kann selbst entscheiden, ob ich mitrede oder nur zuhöre - alles ohne Druck. Man hat einen Grund zum Rausgehen."

J.: " Ich finde den Montag sehr gut Anfang der Woche habe ich noch nicht so viel geplant. Es war eine Herausforderung für mich zu kommen, hat sich positiv herausgestellt. Fand es so spannend, Frauen mit verschiedenem Background zu treffen. Ich finde es wichtig, dass ganz verschiedene Frauen auch im späteren Alter lernen zu kommunizieren. Weil ich im Ehrenamt sehe, dass mit älteren Frauen oft "abgefahren" wird - das könnte man mit gutem Netzwerk ausgleichen. Wenn man vernetzt ist, kann man besser Forderungen stellen z.B. nach Fitnessangeboten für Ältere, weil das sparsamer ist auf lange Sicht."

 

Das Projekt AMO - Arbeitsmarktorientierung spricht zugewanderte Frauen aus dem EU-Raum und Drittstaaten  sowie asylberechtigte und kriegsvertriebene Frauen an. In Workshop Modulen erarbeiten sich die Teilnehmerinnen unter dem Titel "Leben und Arbeiten in Vorarlberg" Wissen zu unterschiedlichen Themen:

  • Österreichische Bildungssystem in Kooperation mit der Bildungsdirektion Vorarlberg
  • Arbeit und Arbeitsrecht in Kooperation mit der AK Vorarlberg
  • Arbeit und mentale Gesundheit
  • Existenzsicherung und soziale Sicherheit
  • Wie viel Geld brauche ich zum Leben?
  • Ich habe eine Familie. Wie verbinde ich Arbeit und Familie?    
  • Was erwartet mich beim AMS?
  • Was sind meine Rechte & Pflichten als Arbeitnehmerin?
  • Ich und meine Gesundheit. Was ist mir wichtig?

Das gesamte Team von femail blickt auf ein spannendes Jahr zurück und freut sich auf weitere Herausforderungen und Projekte im kommenden Jahr.

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